Interview mit dem 1. Vorsitzenden des Repair Cafe Winterbach, Herrn Carsten Bühlweiler.


Wann und wie hat der Start des Repair-Cafe Winterbach stattgefunden?
Der erste Reparaturtag fand am 26. September 2015 in der Werkstatt des Gebäudes der Talstraße 8/1 statt. Der Raum wurde uns von der Bürgerenergiegenossenschaft Remstal zur Verfügung gestellt. Am 26. Januar 2016 wurde unser Verein ins Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.


Was hat es gebraucht, wer hat geholfen, wie hat man die technisch versierten Mitarbeiter gefunden?
Die Initiatoren des Repair Café trafen sich im Sommer 2014 auf einer Veranstaltung der Energieagentur Rems-Murr gGmbH und stellten fest, dass ein Repair Café gut nach Winterbach passen könnte. Daraufhin gab es zwei Treffen, zu denen über das Mitteilungsblatt eingeladen wurden und sich so viele Personen zusammenfanden, dass wir das Projekt Repair Café für Winterbach in die Hand nehmen konnten. Ab dann hatten wir das Glück, dass sich über die Reparaturtage nach und nach Mitmachen aus den verschiedenen Bereichen gewinnen ließen. Für einen Reparaturtag braucht es viele Helfer aus den Bereichen Reparatur, Nähwerkstatt, Fahrradwerkstatt, Empfang, Küche, Organisation und Helfer, wo gerade Bedarf besteht.


Was fehlt noch?
Das Repair Café hat seit dem letzten Jahr einen festen Lagerplatz für die Reparaturausstattung am Wertstoffhof und eine Fahrradwerkstatt mit Tauschbox und Retterregal im Winterbacher Bahnhof. Wir sind aktuell sehr gut mit Helfern, Räumen und Material und auch finanziell gut ausgestattet und freuen uns daher auch wieder Planungen und Projekte angehen zu können. Wir sind in der guten Situation das anschaffen zu können, was uns fehlt.


Was sind die Vor- und Nachteile der wechselnden, von der Gemeinde Winterbach und den Kirchengemeinden zur Verfügung gestellten, Reparaturräumen?
Es war uns schon immer ein Anliegen, mit der Gemeinde und den Kirchengemeinden bei der Raumgestaltung zusammenzuarbeiten, somit freuen wir uns über unterschiedliche Gastgeber, dies wird auch in Zukunft so bleiben. Um den richtigen Ort zu finden, veröffentlichen wir diesen immer vor dem Reparaturtag im Mitteilungsblatt und unserer Homepage. Zwischenzeitlich haben wir den Hin- und Her-Transport unserer Reparaturausstattung sehr effektiv organisiert.


Wie ist der aktuelle Stand bzw. welche laufenden Projekte gibt es?
Neben den regelmäßig am letzten Samstag im Monat zwischen 10:00 – 14:00 Uhr stattfindenden Reparaturtagen haben wir 1x im Quartal interne Planungssitzungen und einmal im Jahr unsere Mitgliederversammlung. Am zweiten Mittwoch im Monat treffen sich Reparateure, die unsere Blue-Box vom Wertstoffhof leeren, um die geretteten Geräte zu prüfen und zu reparieren. Am 3. Mittwoch im Monat öffnet die Fahrradwerkstatt zusätzlich ihre Türen, in dieser Zeit kann auch die Tauschbox und das Retterregal erreicht werden. Wir möchten weiterhin mit unserem Flohmarktstand am Brunnenfest teilnehmen und zwei Unterrichtsbesuche in der Lehenbachschule im Werkunterricht durchführen. Im Repair Café kann grundsätzlich jeder seine Projekte anschieben, sich Mitstreiter suchen und diese dann durchführen. Eine Voraussetzung gibt es hierzu, diese müssen mit dem Vereinszweck und unserer Satzung konform sein.


Wie erfolgt die Kooperation und Integration der verschiedenen Tätigkeiten? Wie werden die Prinzipien und Strategien im Verein festgelegt und kommuniziert?
Das Repair Café ist ein gemeinnütziger Verein und unterliegt auch dem Vereinsrecht. Somit haben wir ein mal im Jahr unsere Mitgliederversammlung. Der Vorstand bereitet die Mitgliederversammlung und unsere im Quartal stattfindenden Treffen vor. Jedes Mitglied aber auch jeder der gerne ohne Mitgliedschaft mitmachen möchte, kann sich mit seinen Ideen einbringen, ist jedoch nur als Mitglied stimmberechtigt. Wir freuen uns darüber, dass wir bei der Mitgliederzahl ein gesundes Wachstum haben und haben derzeit 55 Mitglieder. Was unsere strategische Ausrichtung betrifft, bleibt unser Hauptziel, so viele Geräte, Kleidungsstücke, Räder weiter in der Nutzung zu behalten, dass hierfür keine neuen hergestellt bzw. erworben werden müssen. Somit unterstützen wir die Ressourcenschonung bzw. geringeren Ressourcenverbrauch und damit auch eine Reduzierung von CO2-Emissionen.


Wie hat es der Verein geschafft, über die Jahre so viele Ehrenamtliche zu gewinnen, die ihre Kenntnisse dem Verein bei den Reparaturen zur Verfügung stellen? Wie ist die Fluktuation im Mitarbeiterbereich? Wie kann das Gefühl, ein Team zu sein, gestärkt werden?
Wir legen Wert auf ein gutes Miteinander. Das gelingt uns und das merken auch die Interessenten, die nur mal reinschauen wollten – und blieben. Leute aus Winterbach und Umgebung, die auf Grund von Veränderungen im Leben z.B. Ruhestand, gerne ihr Wissen weiter einbringen möchten oder selbstverständlich auch aus anderen Gründen erleben, welchen Spaß es macht, gemeinsam zu reparieren und freuen sich mit, wenn die Gäste zufrieden den Reparaturtag verlassen. Wie in allen Bereichen beenden auch Mitmacher ihre Tätigkeit im Repair Café. Dies auch aus unterschiedlichen Gründen. Z.B. in der Coronazeit gab es unterschiedliche Auffassungen, wie der Reparaturbetrieb unter diesen damaligen Voraussetzungen durchgeführt werden soll, auch sind das Alter oder Wegzug Gründe hierfür. Um die Zusammengehörigkeit zu stärken, sitzen wir nach dem Reparaturtag noch zusammen und lassen den Reparaturtag revue-passieren, auch einen Stammtisch und eine schöne Adventsfeier werden angeboten.


Kann man z.B. als rüstiger Rentner mit Technikwissen und geschickten Händen noch zum Reparaturteam dazukommen? Kann der Verein auch Menschen gebrauchen, die keine Techniker sind und nicht reparieren können?
Ja, gerne einfach zum Reparaturtag kommen, den Kopf mit den Gästen und den erfahrenen Reparateuren gemeinsam in eine Gerät stecken und gleich erfahren, wie wir arbeiten. Selbstverständlich gibt es neben den klassischen Reparaturtätigkeiten Aufgaben, die man auch gut mit zwei linken Händen aber viel Lust zum Mitmachen übernehmen kann.


Welchen Aufwand hat der Vorstand oder andere Ehrenamtliche damit? Wieviel Arbeitszeit setzt du pro Monat als 1. Vorsitzender ein?
Es ist möglich, sich in jedem Rahmen im Repair Café zu engagieren. Wir haben fördernde Mitglieder, die das Repair Café mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden unterstützen, selbstverständlich ist es möglich an den Reparaturtagen mitzuarbeiten, darüber hinaus gibt es keine Verpflichtungen und dann kommen die zeitlich aufwändigeren Tätigkeiten. Je nach Vorstandstätigkeit kann dies bis zu einer Stunde täglich sein.


Wie konnten im Laufe der Zeit die vielen Werkzeuge und Tools, die bei Reparaturarbeiten gebraucht werden, angeschafft und gelagert werden?
Das Repair Café finanziert seine zwischenzeitlich nicht unerheblichen Ausgaben durch die Mitgliedsbeiträge, Spenden und das monetäre Dankeschön am Reparaturtag. Weiter erhalten wir, ebenfalls gegen Spende, Geld über die Weitergabe von Geräten aus dem Retterregal und der Weitergabe von Gebrauchträdern. Die größte Geldzuwendung erhielten wir über eine Spende zur Anschaffung unseres Lagercontainers am Wertstoffhof von der Winterbacher Bank in Höhe von 3.000€, was uns sehr freut.


Gibt es auch Kontakte zu anderen Repair Cafès in den Nachbargemeinden, sind gemeinsame Aktionen geplant?
Wir sind freundschaftlich mit der Offenen Bürgerwerkstatt Hößlinswart verbunden, da wir schon früh nach einem Partner für Holzarbeiten suchten. Ebenfalls guten Kontakt pflegen wir zu den Kollegen in Schorndorf. Auch besuchen Mitmacher andere Repair Cafés in der Umgebung (und umgekehrt), um dort mitzuarbeiten. In der Vergangenheit gab es immer wieder lose Kontakt, jedoch keine konkreten Aktionen. Für die nächste Zeit haben wir keine Pläne in dieser Richtung.


Wie läuft ein typischer Reparaturtag ab?
Ein Reparaturtag beginn sehr früh, meisten ein halbes Jahr im Voraus. Dann beginnt die Planung der Termine und der Reparaturorte. In der Woche davor wird das Werbebanner am Bürgerhaus Kelter aufgehängt, die Infos ins Mitteilungsblatt und der Homepage gestellt, am Reparaturtag werden morgens Backwaren geholt und ab 9:00 Uhr die Tische und Stühle gestellt. Um 10:00 Uhr öffnen wir dann die Türen in der Fahrradwerkstatt und dem jeweiligen Reparaturort. Die Gäste melden das Gerät am Empfang an, dann wird der Reparaturzettel ausgefüllt, der dann immer beim Gerät bleibt. Ist ein Reparateur frei, der sich beim jeweiligen Gerät auskennt, kommen beide zusammen und besprechen nochmals das Thema im Detail. Im besten Fall kann das Gerät, ohne es beschädigen zu müssen geöffnet werden und es können Sichtprüfungen und Messungen durchgeführt werden. Wird der Fehler gefunden, kann das defekte Teil ausgetauscht werden oder der Gast besorgt dieses bis zum nächsten Termin. Dann wird das Ergebnis auf dem Reparaturzettel dokumentiert und das Gerät wird einem Sicherheitstest unterzogen. Sollte das Gerät durchfallen, muss nochmals nachgebessert werden. Erfahrungsgemäß ist nicht jedes Gerät technisch defekt, wenn es gebracht wird. Es kommt auch vor, dass es nicht richtig bedient oder nicht den Vorgaben entsprechend gewartet wird, z.B. Entkalkungen, z.B. Batterien leer oder falsch eingelegt.


Herr Bühlweiler, ich bedanke mich für das Gespräch.

Das Interview führt am 12. Januar 2025 Hans Schlierf.


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Innovatives Mobilitätskonzept aus Winterbach

 - ein Vortrag von Prof. Hugo Gabele im Rahmen einer Veranstaltung des Repair Café Winterbach e.V. 

Ist es möglich, ein Fahrzeugkonzept zu entwickeln, das keinen Parkplatz mehr braucht? Mit dieser Frage haben sich Prof. Hugo Gabele und Luca Ortmann aus Winterbach intensiv beschäftigt und an der Hochschule Esslingen eine ungewöhnliche Idee entwickelt mit einer multifunktionale Kabine, die Mobilität mit Wohnen verbindet.

LiMo (Sustainable urban Living and Mobility Concept) heißt das neuartige Fahrzeugkonzept, das (so gut wie) keinen Parkplatz mehr benötigt, weil das Fahrzeug sich am Zielort »auflöst«. Es zerlegt sich in seine Module Kabine und Fahrgestell. Die Kabine hebt ab und dockt sich an die eigene Wohnung an. Das Fahrgestell verschwindet nahezu, weil es sich platzsparend parken lässt. LiMo verbindet so die Vorteile des Privat- Pkw (eigener Fahrgastraum) mit den Vorteilen des Carsharing – all dies komfortabel (barrierefrei), nachhaltig (Parkflächen werden zu Grünflächen!) und kostengünstig (keine Tiefgaragen notwendig). Im Mittelpunkt steht eine multifunktionale Kabine, die rund um die Uhr genutzt wird, entweder als Fahrzeug-Kabine, als Aufzugs-Kabine oder als Wohnraumerweiterung (Mini-Wintergarten).

Prof. Hugo Gabele aus Winterbach hat das Projekt am 20.11.2024 um 19:45 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus vorgestellt.
Dazu luden wir herzlich zur Teilnahme ein und freuten uns auf Rückfragen und Beiträge aus dem Publikum. 






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Winterbacher Bank unterstützt mit 3000,- €

Lieber gemeinsam reparieren, als alleine wegwerfen!

Die Winterbacher Bank unterstützt die Arbeit des Repair Café Winterbach e.V. mit 3.000 €


Am Donnerstag 19. September 2024 war es soweit, etwa 20 Mitmacher des Repair Café Winterbach nahmen symbolisch den Scheck über 3.000€ entgegen, den Herr Burr und Herr Bückle von der Winterbacher Bank den Vertretern des Repair Café Winterbach mitgebracht haben.

Anfang des Jahres erwarb das Repair Café zwei Lagercontainer, die mit tatkräftiger Hilfe des Bauhofes in der Gemeinschaftsarbeit aufgestellt wurden. Die großzügige Spende hilft, dass der Verein vrsl. bis zum Ende des Jahres die Container sein Eigen nennen kann und damit eine eigene feste Bleibe für seine Materialen hat.

Der Container dient als Lagercontainer, aus dem die Ausstattung für die monatlich stattfindenden Reparaturtage geholt und an die jeweiligen Orte in Winterbach gebracht werden. 

Herzlichen Dank im Namen aller Mitmacher!


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Fahrrad statt Auto lohnt sich mal anders

Der Lohn unserer erfolgreichen Teilnahme am Stadtradeln 2024.